It’s not the possession, stupid

Schon vor dem deutlichen Rückspiel im Champions League-Halbfinale gegen Real Madrid hat in der öffentlichen Diskussion der Abgesang auf Guardiolas Ballbesitz-Philosophie begonnen. Die Überschriften waren vorhersehbar. Konter schlägt Ballbesitz. Zu viel Tiki Taka, zu wenig Ertrag. Soweit, so Stammtisch. Nach dem Hinspiel und den Eindrücken der letzten Wochen hatten viele echte und selbsternannte Experten von Franz Beckenbauer bis zum Feuilleton der altehrwürdigen FAZ ihr klares Urteil gefällt. Letztgenannte verstieg sich sogar zu der Aussage, dass Guardiola die große Mannschaft, die Jupp Heynckes im Vorjahr aufgebaut habe, geradezu nötige, „das Auslaufmodell des Tiki-Taka-Fußballs zu spielen“. Auch Andere forderten die Rückkehr zur Ausrichtung unter Jupp Heynckes, die viel stärker auf schnelles Umschaltspiel ausgerichtet gewesen sei. So richtig stimmig ist diese Analyse nicht. Spätestens das Rückspiel, das im Prinzip durch zwei Standardsituationen entschieden wurde, zeigte, dass die Antworten komplexer sind.

Bayern war auch schon in der Triple-Saison 2012/2013 eine Ballbesitz-Mannschaft. Schon unter Heynckes lagen die Ballbesitz-Werte der Bayern-Elf regelmäßig jenseits der 60 Prozent. Echte Ausnahmen waren nur die beiden Halbfinal-Spiele gegen den FC Barcelona in denen Bayern den Katalanen den Ball etwas mehr überließ und aus einer stabilen Ausgangsposition agierte. Eine klassische Kontermannschaft waren sie aber auch da nicht wirklich. Unter Guardiola hat sich der Ballbesitz-Wert im Schnitt etwas, nicht dramatisch, erhöht. Bayern machte seine besten Saisonspiele in dieser Saison zum Beispiel beim 3:1-Sieg bei Manchester City mit Ballbesitzwerten über 65 Prozent. Die Ballbesitz-Ausrichtung selbst kann also nicht das Problem der Münchener sein. Es geht vielmehr um Details.

Ballbesitz ist die Grundlage nicht das Erfolgskriterium

Ballbesitz allein bedeutet nichts, das hat Guardiola selbst immer wieder betont. Es ist eine Binsenweisheit. Ballbesitzwerte gerade auf Champions League-Niveau sagen wenig darüber aus, ob eine Mannschaft eine größere Chance hat das Spiel zu gewinnen oder nicht. Ein Champions League Halbfinale ist mit 70 Prozent Ballbesitz oder mit 20 Prozent zu gewinnen. Ballbesitzwerte sagen meist lediglich etwas über die Spielphilosophie einer Mannschaft aus. Guardiolas grundsätzliche Ausrichtung ist klar. Er möchte den Ball beherrschen – nicht nur, weil er Torchancen kreieren möchte, sondern weil Ballbesitz aus seiner Sicht auch gleichzeitig die beste Verteidigungsstrategie ist. Hoher Ballbesitz ist die Grundlage des Bayern-Spiels nicht dessen Erfolgskriterium.

Der Vorwurf Guardiola würde Ballbesitz so hoch bewerten, dass Fernschüsse oder generell Abschlüsse nicht zwingend gewünscht seien, weil so der Ball potenziell verloren gehe, hält einer Überprüfung im Übrigen nicht stand. Bayern schoss in dieser Bundesliga-Saison im Schnitt 18,5 Mal pro Spiel aufs Tor. Unter Heynckes im Vorjahr 17,1 Mal. In der Champions League schoss Bayern im Schnitt 20 Mal pro Spiel aufs Tor. Unter Heynckes im Vorjahr 16,7 Mal. Bayern hat in 12 Champions League Spielen in dieser Saison 50 Mal mehr aufs gegnerische Tor geschossen als Real Madrid (239 Mal). Real Madrid ist Zweiter in dieser Statistik. Dass Bayern insgesamt trotzdem 13 Tore weniger schoss, spricht höchstens dafür, dass die Qualität der Abschlüsse etwas geringer ist oder Konzentrationsfehler zu einer schwächeren Chancenverwertung geführt haben. Auch der häufig geäußerte Vorwurf Guardiola würde im Prinzip den gleichen Fußball wie in Barcelona spielen lassen und damit System über die individuellen Stärken seiner Spieler stellen, ist nicht wirklich richtig. Guardiola hielt, anders als einige vor der Saison vorausgesagt haben sowohl an einem klassischen 9er (Mandzukic) fest und integrierte auch Individualisten und potenzielle Ballzirkulationsstopper wie Arjen Robben konsequent in sein System. Guardiola lässt anders als in Barcelona den Großteil der Standardsituationen hoch in den Strafraum schlagen und wechselte im Verlauf der Saison sogar wieder stärker auf das von Heynckes und van Gaal geprägte 4-2-3-1. Es ist nicht so, dass er alles beim Rekordmeister verändert hat.

Was Guardiola lösen muss

Guardiola sollte und wird in Zukunft trotz des Ausscheidens und der Schwächephase zum Ende der Saison an seiner grundsätzlichen Ballbesitz-Philosophie festhalten. Sie passt zum Spielermaterial. Sie passt zum FC Bayern. Er wird sich um Details kümmern müssen. Guardiola ist ein Meister des spacings, der Abstände, der Räume. Er arbeitet penibel wie kaum ein Anderer daran seinen Spielern Automatismen für bestmögliche Raumnutzung durch Passmuster und individuelle Bewegungen zu vermitteln. Er muss seinen Spielern einen Plan an die Hand geben welche Bewegungen, welche Passmuster hilfreich sind, wenn Bayern in Strafraumnähe den Ball hat und der Weg zum Tor von 6-8 dicht gestaffelten Spielern versperrt wird. Es geht um die Automatisierung von Ausstiegen aus Phasen des Ballbesitzes oder die Provokation von Isolationen in torgefährlichen Räumen. Das gilt gerade für einen Spielstand von 0:0, denn nichts tut dem Bayern-Spiel so gut wie eine 1:0-Führung. Seit 2010 hat der Rekordmeister nach einer 1:0-Führung nur drei von weit über 100 Pflichtspielen verloren. Bayerns Spiel wird nach einer Führung einfacher, selbstverständlicher, kraftsparender, erfolgreicher.

Guardiola wird auch das unter ihm deutlich verbesserte Gegenpressing besser nutzen müssen. Es ist nachvollziehbar, dass er kein auf- und ab von Strafraum zu Strafraum will. Gegen Real zeigte sich im Rückspiel in Phasen wie das enden kann. Aber die Jagd nach der schnellen Ballrückeroberung kann in bestimmten Momenten auch durch ein schnelles Umschalten nach Vorn gekrönt werden.

Auch defensiv wird Guardiola einige Entscheidungen treffen müssen. Wählt er in Zukunft wieder häufig, das offensiv bessere, aber defensiv riskantere 4-1-4-1 oder bleibt er mittelfristig beim 4-2-3-1. Und wenn ja, wählt er hier eher eine stabilere Variante mit einem Spielertypen wie Martínez, dessen Joker-Rolle Bayern in den Spielen gegen Real fraglos ein Fehler Guardiolas war oder eher eine spielerische Kombination mit Lahm, Schweinsteiger, Kroos und/oder Thiago. Auch die Wirkung der immer aufrückendenden und häufig einrückenden Außenverteidiger ist in bestimmten Spielen zu hinterfragen, da im Rücken der Außenverteidiger gefährliche Räume für Konter entstehen. Die Spiele gegen Real Madrid sind dafür das beste Beispiel.

Wie gesagt: All das sind Anpassungen im Detail. Keine Grundsätzlichen.

Jeder der eine klare Spielphilosophie verfolgt, läuft Gefahr, dass ihm genau diese bei jedem Misserfolg um die Ohren gehauen wird. Noch dazu, wenn sie so balldominant ausgerichtet ist, wie die von Pep Guardiola. Vier Torchancen bei 70 Prozent sehen nach Wenig aus. Vier Chancen bei 30 Prozent Ballbesitz nach Viel. Zu viel Tiki Taka könnte deshalb dauerhaft zur Überschrift jeder Bayern-Niederlage unter Guardiola werden. Im Februar war es Guardiola, der Bayerns Spielsystem geradezu ultimativ veredelt hatte. Nun ist seine Spielidee für viele Kommentatoren langweilig, leicht zu durchschauen und einfach auszukontern. Beide Urteile sind Überhöhungen und werden der Komplexität des Bayern-Spiels und des heutigen Fußballs insgesamt nicht gerecht. Es geht um Details. Bei den Problemen und den Problemlösungen im Bayern-Spiel.

It’s not the possession, stupid.

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40 Antworten zu It’s not the possession, stupid

  1. Erich_B schreibt:

    Danke erstmal für deinen Kommentar/Analyse.

    Mich erinnert die ganze Situation sehr an die nach dem verlorenen CL-Finale. Damals wurde auch alles in Frage gestellt, und das ist das gefährliche.

    Die Niederlage gegen Real vor allem ist so bitter weil irgendwie klar und deutlich, aber auch unnötig.

    Das 1:0 im Hinspiel fällt in der 20Min, in einer Drangphase der Bayern. Dabei ist die Abwehr unsortiert, es war ja nichmal ein klassicher Konter.

    Und im Rückspiel fängt man sich 2 Gegentore durch Standards. Wie soll man das alles nun spielerisch bewerten ? Vor allem auf Basis dieser 2 Spiele.

    Generell empfand ich die Bayern über die ganze Saison über nicht auf dem Defensiv-Niveau des Vorjahres. Das fing mit dem Spiel gegen Gladbach an, als im Hinspiel einige Großchancen zugelassen wurden. Die IV werden meiner Meinung nach zu häufig in 1:1 Situationen geschickt. Es fehlt ein absichernder 6er. Gerade nach diesem Saisonverlauf wird sich Pep fragen nach Martinez gefallen lassen müssen.

    Man darf aber auch ein paar andere Dinge nicht vergessen:
    – Die Saison war nicht unproblematisch => Ribbery war verletzt, Schweinsteiger war verletzt, Robben war verletzt und nun ist Thiago verletzt. Martinez war es ebenfalls. Das wird gerne übersehen. Und ich finde Pep hat das gut gemeistert.

    – Natürlich ist die Motivation auch immer eine Frage nach einer so erfolgreichen Saison…

    – Die Erwartungshaltung war wahnsinn: Nach dem Los gegen Real war die Meinung: JuHu ! Real, die hauen wir schon im Hinspiel weg. Gehts noch ?

    Der Weg kann nur über eine Stabilisierung der Defensive erfolgen – ob das jetzt in der Offensive ist durch permanentes Pressing/Gegenpressing wage ich zu beweifeln. Mannschaften wie der BVB und Real sind zu gut um nicht ein paar Mal Pressingwellen zu umspielen und dann in 1:1 Situationen gegen Dante/Boating zu kommen.

    Das Positive ist: Wir haben den Gradmesser BVB weiterhin, an denen müssen wir uns messen. Wir haben uns durch Siege über den BVB das Triple geholt und nur so gehts… Schwächen wird der BVB in den Spielen schonungslos offenlegen. Daran müssen wir arbeiten. (Vielleicht war der 3:0 Sieg gegen einen Ersatzgeschwächten BVB zu viel Augenwischerei).

    Ich hoffe die Verantwortlichen ziehen die richtigen Lehren…

    • C schreibt:

      „Die Erwartungshaltung war wahnsinn: Nach dem Los gegen Real war die Meinung: JuHu ! Real, die hauen wir schon im Hinspiel weg. Gehts noch ?“

      Wenn wir mal ganz ehrlich sind dann weil niemand so Recht glauben wollte dass das große Real sich gegen die Bayern hintenreinstellt und „nur“ kontert

    • Bazi78 schreibt:

      @ Erich_B
      Ich bin auch deiner Meinung was die Defensiv-Leistung in der ganzen Saison betrifft.Es ist schon verwunderlich das wir mit dieser Ausrichtung so wenige Gegentore bis zum 3:0 bei Hertha bekommen haben.Wahrscheinlich hat dieser Umstand dazu geführt das Guardiola dachte das sein Defensiv-Konzept auch das richtige für unsere Spieler bei Bayern ist.Das höher stehen der ganzen Abwehrkette,die 1:1 Situationen im Zweikampf ohne Absicherung und das häufige auf Abseits spielen ist einfach zuviel Risiko.Vielleicht wird es aber auch in der neuen Saison angepasst wie es Heynckes auch gemacht nach seiner ersten Saison 2012…

      • chemie schreibt:

        Es ist schon bezeichnend, dass da was bemerkt wird („so wenige Gegentor“, by the way waren da über 2/3 der Saison gespielt) und trotzdem wird drauf beharrt, dass das Defensivkonzept scheiße ist. Da ist doch klar, dass das Urteil vor jeder Prüfung feststand. tritt mal einen Schritt zurück und schau dir an, was bisher passierte und dann versuch rauszufinden, was anders war.
        Denn das höher stehen hat eben über 2/3 der Saison zu genauso viel Gegentoren geführt wie letzte Saison (oder sogar weniger? berichtigt mich ruhig). Denn offentsichtlich leistet es auch was, nämlich Ballzirkulation, die verhindert, dass jemand anders außer uns die Tore macht UND Ballrückeroberungen, wenn jemand anders uns am Tore machen hindern will.

        Das kann mensch alles noch weiter ausführen, ist aber auch egal, wenn das Ziel nicht ist, rauszufinden was die Spezifika der Niederlage sind, sondern sich schon vorher im Klaren ist, dass einem das Neue da nicht so gut gefällt und gefälligst weg muss oder sich aber auf jeden Fall anzupassen hat!

      • Bazi78 schreibt:

        @ chemie
        Sorry wo ist das Problem? Ich habe mich vielleicht auch falsch ausgedrückt.Du kannst in meinen anderen Kommentaren lesen das ich nicht gegen Guardiola und seine neue Spielweise bin.Wenn es nach mir geht sollte er seinen Vertrag erfüllen.Mir ist schon klar das durch das höher stehen die Mannschaftsteile besser verbunden werden.Und das Ballbesitz und Ballrückeroberungen die Arbeit der Verteidigung erleichtern sollen.Ich bin auch nicht nicht voreingenommen im Gegensatz zu denn normalen Medien…

  2. Bayern unter Heynckes hatte diese phantastische taktische Variabilitaet. Die konnten dominieren und gegenpressen wie kein anderes Team es je konnte, die konnten sich zurueckfallen lassen und dann knallhart kontern. Obendrein waren sie koerperlich unglaublich stark. Viel davon ist verloren gegangen. Ich glaube dass diese taktische Vielfalt das erste ist was zurueckkommen muss. Letztes Jahr wussten die Gegner nie, was sie erwarten wuerde. Die sind da richtig dran zerbrochen. Ich mag Ballbesitzfussball. Aber Teams wie Dortmund und Chelsea muss man auch aus der Reserve locken koennen.

    Was sich diese Saison auch veraendert hat ist dass immer mehr Teams gut gegenpressen koennen. Das war der grosse Vorsprung von Dortmund, Barca und spaeter Bayern. Jetzt haben sich alle Spitzenteams drauf eingestellt – meist mit extrem passivem Defensivspiel. Wir befinden uns in einer taktischen Pattsituation. Pep’s Innovationsgeist ist jetzt gefragt. Diese Niederlage wird den Bayern langfristig vielleicht sehr weiterhelfen.

  3. C schreibt:

    Die Mannschaft unter Heynckes hat ausgezeichnet dass man sowohl mit als auch ohne Ballbesitz gute Spiele abliefern konnte. Allein die Tatsache dass man jetzt eine Mannschaft hat die immer um jeden Preis den Ball haben will macht sie ein Stück berechenbarer. Sie kann unterschiedlich hoch gepresst werden, man kann Konter fahren kurzum sehe ich es so dass man mit dieser Fixierung auf Ballbesitz die Spielkontrolle ein Stück weit aus der Hand gab. Vor allem die Partien gegen Gegner die dies nach den ManCity Spielen erkannt hatten geben mir da Recht.

    Ich sehe auch langfristig keine überlegene Taktik einer Ballbesitz Mannschaft gegen das 4-5-1-0 Heynckes gegen Barca oder Ancelottis 4-4-0-2 gegen Bayern.

  4. Bazi78 schreibt:

    Wieder ein sehr guter Beitrag und vielen Dank dafür!
    Deine Beurteilung der aktuellen Situation beim FC Bayern ist absolut realistisch und äußerst bemerkenswert.Man sollte nicht immer gleich in Panik verfallen und alles in Frage stellen.Die Tendenz geht zwar im Moment nach unten aber so einen Eindruck hatte man auch nach dem CL-Finale2012.Wenn wieder die richtigen Lehren daraus gezogen werden dann kommen auch wieder bessere Zeiten…

  5. FJK (@Tagave) schreibt:

    In meinen Augen tut vielen die Niederlage gegen Real auch gerade deshalb sehr weh, weil dieses Real doch sehr an die 2013er Bayern erinnert. Waren sich die beiden Mannschaften schon seit ein paar Jahren sehr ähnlich, hat man sich im Gegensatz zur 2012er Truppe unter Mourinho im zentralen Mittelfeld mit Modric um einen ballführenden Spieler bereichert (Kroos hatte in den Partien 2012 eine seiner Sternstuden), die Abwehr auf Vordermann gebracht und generell mehr Spieler in die Defensivarbeit eingebunden. Dazu hat Ancelotti es verstanden, in der generellen Spielanlage mehr auf Ballbesitz zu setzen, ist jedoch pragmatisch genug geblieben, um gegen Bayern auch mal nahezu ausschließlich auf Konter zu setzen. Das alles klingt schon sehr nach den jüngeren Entwicklungen der Bayern vor Pep, dessen Ansatz im direkten Vergleich gestern naturgemäß ein wenig fehlgeleitete aussehen musste.

  6. förbay schreibt:

    Achtung Doppelpost (habs schon geschrieben im Spielbericht, aber vermute da liest es keiner mehr, würde aber einfach gerne mal drüber diskutieren… sorry falls es jemanden stört)!

    PERSPEKTIVE:
    TRAINER:
    Ich wage mich jetzt mal weit aus dem Fenster, aber trotzdem: Ich wäre dafür, dass Guardiola Bayern verlässt. Ich sehe die Saison schon als erfolgreich, trotzdem glaube ich, dass er nicht der richtige für die Mannschaft ist. Dass der FCB so erfolgreich war, OBWOHL Pep ein System forciert hat, dass der Anlage der Mannschaft fast diametral entgegengesetzt ist, spricht mMn FÜR DIE MANNSCHAFT; Aber im Idealfall braucht sie einen Trainer, der weniger dogmatisch ist und den Fokus weniger auf Ballbesitz legt.

    Außerdem habe ich das Gefühl, dass die Chemie nicht stimmt. Warum? Akkulumierte Eindrücke. TV-Snippets, Mimik von Spieler, wenn er sie coacht. Nuancen in den Aussagen von Spielern. Statement-Snippets (“Saison gelaufen”, “Shakehands”). Nach verlorenem CL-Halbfinale direkt in die Katakomben abtauchen. Sorry…

    EINKAUFSLISTE:
    1. Ein richtig guter LA als Backup für Alaba. Dann könnte Alaba auch mal als linker Offensiver eingesetzt werden.
    2. Ein weltklasse IV! Den Luxus sollte man sich gönnen. Boateng hat mich diese Saison enttäuscht, da seine Entwicklung leider seit geraumer Zeit ziemlich kontinuierlich bergab geht. Meine Hoffnung ist ja, dass das an Guardiola lag. Ich denke der Junge braucht ganz besonders die richtige Anleitung.

    AUFSTELLUNG:
    N
    Alaba/X – Dante/X – Boateng/X – Lahm
    BS31 – Martinez
    Ribery/Shaqiri/Alaba – Götze/Lewandowski/Thiago – Robben/Müller
    Mandzukic/Lewandowski/Müller

    Im Prinzip ist die Mannschaft personell doch super aufgestellt. Ich denke, Lewandowski wird der Mannschaft extrem gut tun, und ich hoffe, er wird nicht nur stur als (pseudo-)Strafraumbrecher bzw. f9 eingesetzt, sondern auch mal als 10er/hängender Stürmer zusätzlich zu einem Strafraumstürmer. Deswegen verstehe ich auch gar nicht (falls das überhaupt stimmt), dass Madzukic angepi**t ist; Er könnte mit Lewandowski ein absolutes Killer-Duo geben! Ich sehe eine torreiche Saison kommen!

    Ich habe mich vor allem zu Beginn der Rückrunde für Lahm’s Verbleib auf der 6 ausgesprochen; Asche auf mein Haupt! Als Option ok, aber grundsätzlich doch wieder als RAV. Martinez auf die 6, dazu wie gesagt 1-2 neue Gesichter in der 4er-Kette, Lewandowski in der Offensive, Thiago wieder fit, Shaqiri wieder fit, fertig ist der Lack.

    Kroos gerne verkaufen.

    Guardiola MUSS seine Philosophie überdenken… oder gehen. Seien wir mal ehrlich: Er ist jung. Es ist sein zweiter Trainerposten. Kann man da überhaupt schon von “Philosophie” reden? Und is Ballbesitz nicht eigentlich ein viel zu triviales Attribut, um überhaupt als “Philosophie” gelten zu können? Wenn ein Trainer nach 30 Jahren Trainerarbeit eine “Philosophie” hat, dann kaufe ich das. Aber hey, die wird dann auch eher etwas tiefgründiger sein als “Ballbesitz”… komplexer zu erklären. Wenn es so einfach wäre, dann würden alle Mannschaften vor allem Ballbesitz trainieren… und dann würde man auch eine SIGNIFIKANTE Korrelation zwischen Ballbesitz und Erfolg sehen; gerade dies ist nicht der Fall, DEFINITIV nicht.

    Darum kommt es mir nach Verdauung dieser Saison eher so vor:

    Guardiola’s “Ballbesitz” ist keine gereifte Philosophie eines erfahrenen Trainers, der das Rezept seines kontinuierlichen, reproduzierbaren Erfolgs nach jahrzehntelanger Arbeit versucht, auf einen möglichst simplen aber umfassenden Begriff zusammenzukürzen, sondern die dogmatische Besessenheit eines relativ jungen Trainers, der noch viel Erfahrung zu sammeln hat und sich den Trainer-Olymp erst noch erarbeiten muss.

  7. DasDing schreibt:

    Die Ausrichtung auf Ballbesitz an sich aufzugeben steht nicht zur Debatte, und ich glaube auch nicht, dass die Kommentatoren in der FAZ u.a. den FCB der Zukunft als Dortmund-artige Kontermannschaft mit 40% und weniger Besitz in entscheidenden Spielen sehen. Seit die Mannschaft von van Gaal übernommen wurde, steht die Ausrichtung auf possession im Großen und Ganzen, auch das letzte Jahr war da keine Ausnahme (wie im Artikel schon erwähnt wurde). Insgesamt gibt es aber doch einige deutliche Unterschiede zur letzten Spielzeit: Die Mannschaft verteidigte damals nicht ganz so hoch, defensiv wurde mehr abgesichert, Angriffsressing und Gegenpressing wurden chirurgisch und situationsgebunden angewendet und waren keine generelle Verteidigungsstrategie. Zudem veränderte man die Grundausrichtung auch mal, wenn es besser zum jeweiligen Gegner passte, die letztjährige Interpretation des Ballbesitzspiels gab dazu mehr Möglichkeiten her. Im Vergleich kann man sagen, dass die Spielweise 12/13 aufgrund mehr Vorteile brachte als die Diesjährige. Ich war auch längere Zeit der Meinung, dass man eine Spielidee idealistisch durchdrücken und damit so etwas wie Perfektion erreichen könnte, meine Meinung vom Guardiola-Fußball war lange ausschließlich positiv. Die Niederlagen gegen Real hatten da jedoch eine spürbar desillusionierende Wirkung – nicht, weil man mal verloren hat, sondern weil man völlig chancenlos war! Das erinnerte teilweise doch an Bayern-Barca 2013, nur halt mit den Bayern in anderer Rolle als damals.
    Natürlich ist Ballbesitzspiel die beste Strategie für den FC Bayern, sowohl was den Erfolg als auch was die Ästhetik angeht. Ballbesitz-Fundamentalismus jedoch kann nur unter sehr speziellen Bedingungen erfolgreich sein, wie man sie fast ausschließlich in Barcelona vorfindet (und selbst da braucht es einen Messi, um auf höchstem Niveau wirklich brillieren zu können). Der FC Bayern sollte daher mMn zu einem gemäßigteren Possession play mit tieferer Ordnung zurückkehren.

    Zu den Torschusszahlen im Artikel: Mit diesen werden ausschließlich die Torschüsse aufgelistet, auf weitere Faktoren (Entfernung zum Tor, Schusswinkel, Anzahl an Gegenspielern in unmittelbarer Nähe, Anzahl an Gegenspielern, welche den Schuss blocken könnten u.a) wird nicht eingegangen. Eine näherungsweise Bestimmung der Torgefahr lässt sich daraus also nicht wirklich ableiten.
    Sind vielleicht irgendwo die „Expected Goal“-Werte der Bayern in dieser und letzter Saison aufgezeichnet? Da würde sich ein Vergleich wirklich mal lohnen. Trotz der geringeren Abschlusszahl denke ich nämlich, dass die Bayern im letzten Jahr mehr zwingende Abschlüsse generiert haben als in diesem – da waren 13/14 doch sehr viele Halbchancen dabei.

    • Bazi78 schreibt:

      @ DasDing
      „Der FC Bayern sollte daher mMn zu einem gemäßigteren Possession play mit tieferer Ordnung zurückkehren“
      Damit stimme ich dir 100% zu und genau das wird wohl das Spiel der Zukunft sein bei Bayern.Nur sollte man mMn auch Guardiola die Chance geben seine Spielweise anzupassen.Heynckes hat diese Zeit ebenso bekommen und er hat keine Meisterschaft geholt in seiner ersten Saison.Wenn die Entwicklung weiter nach unten geht oder Pep möchte seine Spielweise auf keinen Fall ändern dann wird er sowieso gehen müssen…

      • DasDing schreibt:

        Ich denke auch, dass man Guardiola noch ein Jahr Zeit geben sollte. Hat sich bei Heynckes wie Du sagtest ja auch ausgezahlt. Im Sommer wird investiert, etwas frischer Wind reingebracht, und danach hoffentlich der Spielstil ein wenig modifiziert. Sollte es in der nächsten Saison allerdings wieder zu derartigen Klatschen kommen, muss man im Frühjahr 2015 die Trainerfrage stellen…

      • Bazi78 schreibt:

        Man wird mMn schon eine Tendenz der Entwicklung bis zur Winterpause erkennen können.Ich glaube nicht das wir nach 2 Jahren der totalen Do­mi­nanz in der Bundesliga noch so eine Saison sehen werden.Die WM bzw ihre Belastung der Spieler spielt eine große Rolle in der Saison-Vorbereitung.Dazu noch diese USA-Tour des FC Bayern und deswegen könnte der Saisonstart auch durchaus schwierig werden.Die Gegner in der Bundesliga werden sich auch noch besser auf unsere Spielweise einstellen.Der Verein wird nach der aktuellen Lage wieder einiges an Geld in Neuzugänge investieren wollen.Was bei einem weiteren Trible vielleicht nicht der Fall gewesen wäre…

  8. förbay schreibt:

    Grundsätzlich finde ich auch, dass ein Trainer in so einer Situation noch ein Chance bekommen sollte. Ich bin überhaupt nicht der Fan von übereiltem Feuern von Trainern. Und ich habe auch prinzipiell nichts gegen Guardiola, weder gegen ihn als Person noch als Trainer. Aber etwas in mir sagt mir, dass er einfach der falsche ist für Bayern. Manchmal ist es klug, schnell zu handeln, um eine negative Entwicklung schnell abzufangen. So wie an der Börse. Oder bei einem Auto, das seine 10 Jahre auf dem Buckel hat. Oder bei einer Beziehung, bei der nach ein paar Monaten sich schon Probleme eingeschlichen haben.

  9. Hartmut Wastian schreibt:

    Frage: Kann der offensichtliche Bruch im Team und Guardiolas Leidensmiene mit dem Abgang von Uli zu tun haben? fehlende Nestwärme, mangelnder Zuspruch… ? Verwegene Vermutung, ich weiss. Würde aber zeitlich recht gut passen…

  10. Bayern-Fan 84 schreibt:

    Stimme dem Geschriebenem grundsätzlich zu.

    Als Ergänzung würde ich noch anmerken, dass Guardiola bis zur nächste Saison an zwei Verbesserungen seines Systems arbeiten könnte:

    – Ein schnelleres Konterspiel: Orientiert an dem, was wir von Real Madrid gesehen haben. Dafür braucht es natürlich auch das Spielermaterial. Mit Lewandowski ist hier schon etwas getan worden. Was noch fehlt ist ein superschneller, zentraler Mittelfeldspieler, der aus dem tiki-taka bei Gelegenheit ausbrechen kann und über die winger Robben/Ribery und Lewandowski das Spiel schneller bzw. flexibler und damit für den Gegner unberechenbarer machen kann.

    – Ein höheres Augenmerk auf die Lufthoheit: Wie auch im Hinspiel in Madrid aufgefallen, verschenken wir zu viele Ecken und Flanken aus dem Halbfeld. Es braucht hier etwas kopfballstärkere Spieler. Guardiola hatte das ja schon mal in Barcelona erkannt, als er Ibrahimović geholt, und Eto’o abgegeben hatte (Was imho grundsätzlich die richtige Idee war, aber im Speziellen ein Fehler war, einen der besten Spieler zum damaligen Zeitpunkt wegzugeben). David Luiz wäre hier zu erwähnen als möglche, gute Ergänzung. Lewandowski hatte ich ja bereits erwähnt, der spielt konzeptuell hier auch gut rein.

    Insgesamt stimme ich zu. Wobei ich bei Spielen gegen ultrastarke Teams wie Real in Zukunft grundsätzlich zu einer konservativeren Spielaufstellung raten würde. Also definitiv mit Martinez und einem Partner als Stabilisatoren im defensiven Mittelfeld. Ich hätte mir etwas mehr Geduld gewünscht, als dieses alles-auf-eine-Karte-setzen. Folgende Aufstellung, könnte nächstes Jahr in einem solchen Fall hilfreich sein:

    Neuer – Lahm, Luiz, Dante, Alaba – Martinez, Schweinsteiger – Robben, Thiago, Ribery – Lewandowski

    Also etwas defensiver und weniger darauf bedacht, möglichst viel Ballbesitz im Mittelfeld ohne erkennbaren Zug zum Tor zu behalten. Aber immer noch mit dem grundsätzlichen Ansatz, das Spiel zu machen. Flexibler, schneller und mit Luiz und Lewandowski kopfballstärker.

    Unterm Strich, bin ich einfach nur froh darüber, dass wir Guardiola verpflichten konnten. Ich kann wirklich nicht verstehen, dass jetzt nach einem Spiel Teile der Öffentlichkeit durchdrehen. WIr haben eine tolle Saison gespielt. FIFA Club World Cup gewonnen, bis ins Halbfinale der UEFA Champions League gekommen, UEFA Super Cup gewonnen, frühester Meister aller Zeiten geworden, und zusätzlich noch im Finale des DFB-Pokals.stehend. Was wollen die Leute eigentlich?

    • derbayernblog schreibt:

      Volle Zustimmung zu allen Punkten!

      • C schreibt:

        Leute macht doch mal die Augen auf mit Guardiola wird es nie einen FCB geben der auf Konter spielt, hat er nebenbei mehr oder weniger so auch schon gesagt. David Luiz spielt nicht umsonst unter Mourinho im Mittelfeld und nicht in der Abwehr weil er hierfür zu undiszipliniert ist.

    • Erich_B schreibt:

      Glaubt ihr wirklich das Martinez in der Planung von Guardiola eine Rolle Spielt ?
      Ich finde es fast schon zu auffällig wie er ihn meidet. War er in irgendeiner Startaufstellung in den CL-KO-Spielen ?

      • förbay schreibt:

        Martinez war dieses Jahr fast völlig irrelevant für Bayern. Das muss man sich mal reinziehen…

      • Bazi78 schreibt:

        Das Beispiel von Martinez zeigt eben auch wie wichtig es ist Kontinuität auf der Trainer-Position zu haben.Javi war der Wunschspieler von Heynckes und bei Pep konnte er seine beste Leistung auch wegen Verletzungen nicht zeigen.Dazu mußte er auch fast immer als Innenverteidiger spielen.Der nächste Trainer möchte dann vielleicht nicht Peps Wunschspieler Thiago in seinem Konzept haben.Das geht immer so weiter und der Verein hat mit den hohen Ablösesummen auch das Risiko.Welcher Club würde denn schon aktuell wieder 40 Mio für Martinez ausgeben? Wir haben ja erlebt was ein Gomez nach zwei Topsaisons mit vielen Toren und einem anschließenden Jahr als Rotaionsspieler noch wert war…

      • förbay schreibt:

        Stimmt ja. Ich kann nur nochmal wiederholen, ich bin im allgemeinen voll für Kontinuität. Schon sowieso nach solchem Erfolg wie der FCB ihn diese Saison zweifelsohne hatte. Aber in diesem Fall bin ich gegen Guardiola. Zu diesem Zeitpunkt wäre der Kollateralschaden minimal. Thiago ist da und kann mMn in vielen Szenarien der Mannschaft helfen. Die Saison war ein Erfolg, niemand verliert sein Gesicht. Aber mir ist ja klar, dass es höchstwahrscheinlich eine zweite Saison unter Pep wird.

      • chicago_bastard schreibt:

        @Erich: Martinez war in allen KO-Spielen bis zum Halbfinale in der Startelf, nur im Rückspiel gegen United nicht, weil er da gesperrt war.

    • Bazi78 schreibt:

      @Bayern-Fan 84
      Bayern hat in der Bundesliga über 20 Kopfballtore erzielt.Davon haben Mandzukic 7 und Schweini 3 gemacht.Dante,Boateng,Martinez und Müller sind auch dazu in der Lage.Vielleicht sollte man sich eher überlegen wie man diese kopfballstarken Spieler besser einbindet bei den vielen Standardsituation.Lewa kommt noch dazu und Rummenigge sagte ja das auch Mandzu bleiben möchte.Aber natürlich wäre ein neuer Topspieler auf der Innenverteidiger-Position mit Kopfballstärke und Antrittsschnelligkeit schon sehr hilfreich…

    • TinkerBella schreibt:

      Stimme dir und Steffen, dem ich zur Aufnahme seines hervorragenden Blogs bei eurosport gratuliere, zu.

      Möchte nur noch einen Aspekt zu Guardiola hinzufügen:
      Er hat eine ’satte‘ Mannschaft übernommen, die eine überragende Rekordsaison hinter sich hatte. Kam nach einem Sabbatjahr zurück als Trainer in ein ‚fremdes‘ Land, Kultur und Spiel- bzw. Ligabetrieb. Dazu die, von dir erwähnten Verletzten, zu denen auch Martinez lange zählte. Ebenso wie der, von dir zu recht geforderte schnelle offensive Mittelfeldspieler mit dem eröffnenden Pass, in Person von Thiago. In seiner Saisonvorbereitung fehlte der ‚Boss‘ der Mannschaft, Bastian Schweinsteiger, der nach kurzem come back gleich wieder ausfiel.

      Von daher gehe ich sowohl mit dir wie auch mit dem Steffen konform, dass man Pep seine Zeit lassen soll! Und diese gibt ihm auch zum Glück der FCB, da er bereits jetzt wesentlich mehr erreicht hat, als man vor Saisonbeginn seitens der Vereinsführung von ihm erwartet hat.

  11. derbayernblog schreibt:

    Weil hier viel über die Spiele gegen Barcelona diskutiert wurde. Die ersten beiden Treffer für Bayern im Hinspiel fallen nach Ecken!! Keines der 7 Tore war ein echter Konter. Mit sehr viel gutem Willen vielleicht das 4:0 im Hinspiel und das 3:0 im Rückspiel, aber schaut euch die Tore noch einmal an. Da fällt kein einziges Konter-Tor.

    • Bazi78 schreibt:

      @ Der Bayern Blog

      Gibt es ab jetzt deine Artikel auch bei Eurosport zu lesen?
      Die von Martí Perarnau beim Eurosport-Blog über Guardiola sind auch immer sehr in­te­r­es­sant…

      • derbayernblog schreibt:

        Ja. Zumindest einige wird es (auch) dort geben. Die Texte von Martí sind sehr, sehr lesenswert. Vielleicht mit das beste was es zur Zeit zu lesen gibt. Vor allem weil er einen direkten Draht zu Guardiola hat und deshalb auch immer wieder Insights bieten kann.

  12. reen53 schreibt:

    Bayern vllt. übercoacht? – Real hat es verdient.
    Mir scheint es etwas so als sei die Mannschaft ein wenig übercoacht worden von Guardiola. Ich bin ein absoluter Fan von Guardiola aber man sieht eindeutig die fehlende Flexibilität, nicht nur in den letzten Spielen. Die Stärke im Ballbesitz die Bayern auch unter Heynckes schon besaß, ist noch mal auf das Ultimum gepolt worden, auf Kosten anderer Stärken/Ideen. Klar wirkt es noch dominanter und ausgereifter (gegen City zB war es eine Augenweide im Hinspiel, da schien die Mannschaft aber noch in der Anpassung), trotzdem ist der Fokus zu sehr auf das Schachbrettmuster gelegt. Als Gegenbeispiel sind gut die Spiele letztes Jahr gegen Barca, Juve und teils auch gegen Arsenal zu betrachten. Dort wurden alle Stärken des FCB bzw. seines Spielermaterials zum Tragen gebracht. Schnelle Kombinationen, flexibles Umschalten, Kopfballstärke, Distanzschüsse und sehr situatives Gegenpressing. Teils wurde Barca oder Juve spielerisch, schwindelig gespielt ohne aber in ständigen Ballbesitz zu verfallen. Schweinsteiger hat in diesen Spielen letztes Jahr das Tempo noch viel mehr beeinflusst und eine mMn bessere Balance zwischen Strafraumanlaufen im Tiki-Taka-Stil und geschicktem Ballverteilen/Überraschungspässen gefunden. Erstaunlich oft hatten Spieler wie Ribéry, Robben oder auch Müller freie Räume vor sich die sie dann aufgrund ihrer Qualität optimal nutzten. Diese Saison ist das immer seltener der Fall. Gegen überforderte Gegner ja, gegen taktisch gut geschulte wenig. (Gladbach, Mainz, Lev, BVB, Real – selbst Hertha und Augsburg).
    Ein Thiago ist sicher auch ein Faktor, trotzdem glaube ich nicht das es die letzten wichtigen Spiele maßlos beeinflusst hätte. Die Bayern sind etwas gefangen in ihrem System. Es wurde bis ins Letzte einstudiert und es ist sicher nicht leicht sich einfach wieder davon zu lösen. Jetzt gilt es bestimmte Abläufe zu verinnerlichen, selbstverständlicher werden zu lassen aber taktisch auch flexibler zu werden und den Fussball auch mal wieder mit mehr Herz statt mathematischer Lösung anzugehen. Ich glaube trotzdem das Guardiola der Richtige ist und Lösungen parat haben muss und wird. Es kann doch für einen Trainer nur die größte Herausforderung sein jetzt Maßnahmen zu ergreifen und nach einem Jahr übertragen seiner Taktik, weitere Ideen zu entwickeln und die Stärken der Spieler noch besser einzubringen. Die Mannschaft hat nach wie vor das größte Potenzial Europas, nächstes Jahr noch mehr. Als Hürde kam sicher auch das Triple im Rücken dazu was definitiv an fehlender Bissigkeit festzumachen ist. Die frühe Meisterschaft sehe ich nicht so riesig als Stolperstein, da sowas auch ein Vorteil sein kann, ein kleiner Faktor war diese aber sicher auch.

    Real kann man nur gratulieren. Die letzten Jahre(!) immer böse gescheitert, gerade gegen die deutschen Teams. Dieses Jahr alles aus dem Weg geräumt, alles wiedergut gemacht, offene Rechnungen beglichen. Besser kann es aus deren Sicht nicht laufen. Nach 12 Jahren ist auch für Real mal wieder ein CL-Titel erlaubt. Dazu kann es zum ersten Finale zweier Teams der selben Stadt kommen. Das ist doch Fussball-Romantik pur. Trotzdem drücke ich Atlético die Daumen wenn sie es schaffen. Bei Chelsea im Finale aber bitte dann Real als Sieger, soviel ist klar.

  13. Andy schreibt:

    Dankeschön für die Analyse, finde ich immer spannend.

  14. JStock schreibt:

    Danke für die tolle Analyse. Ich stimme dem Gesagten voll und ganz zu.

    Für die Zukunft hoffe ich auf eine festere Integration von Thiago und Martínez, letzterer wieder mit Schweini im defensiven Mittelfeld.
    Kroos sollte m.E. so schnell wie möglich verkauft werden, da er sinnbildlich für das spielerische Problem des FCB ist: zu wenig Dynamik sondern Statik, langweilige Pässe in die Breite, kaum Impulse in die Tiefe und eine Athletik, die geradezu lächerlich ist.

    Ich halte ihn aufgrund seiner fast lethargischen Spielweise für völlig überschätzt und überflüssig. Kreativität wird es von ihm nie geben. Aber die ist auf allen Mittelfeldpositionen beim FCB notwendig.

  15. Daniellowitsch schreibt:

    Weiß nicht, was ihr damit anfangt, aber wollte mal nochmal daran erinnern, dass Pep in einem Spiel die Saison auch schon etwas abwich von seiner Ballbesitzstrategie (bis zu den Anpassungen). Reißerisch gesagt: seine Version von Heynckes‘ Barcelona-Spielweise 2013. 😉

    http://spielverlagerung.de/2013/11/23/borussia-dortmund-bayern-munchen-03/

  16. Benderzwilling schreibt:

    Vielen Dank für diesen grossartigen Beitrag!

  17. Lukn schreibt:

    Sauber Steffen, quasi eine Analyse auf Di Stéfano-Niveau.

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